Schaer, Andrea et al.: Das bronzezeitliche Grab und die Bronzehand von Prêles

Cover
Titel
Das bronzezeitliche Grab und die Bronzehand von Prêles. Ergebnisse der Table ronde vom 30. Oktober 2019


Herausgeber
Schaer, Andrea
Reihe
Hefte zur Archäologie im Kanton Bern
Erschienen
Bern 2021: Archäologischer Dienst des Kantons Bern
Anzahl Seiten
111 S.
von
Walter Thut

Das bronzezeitliche Grab von Prêles und die Grabbeigaben kamen bekanntlich unter besonderen Umständen ans Tageslicht. Gemacht hatten den Fund aus der mittleren Bronzezeit auf dem Plateau de Diesse über dem Bielersee zwei Privatpersonen, in der Publikation «Metalldetektorengänger» genannt. Sie suchten ohne Bewilligung und gerieten zudem in Verdacht, dem Archäologischen Dienst mit der Bronzehand samt Goldarmband, drei kleinen Bronzestäbchen, dem Dolch und dem Stück einer menschlichen Rippe nicht alle Fundgegenstände ausgehändigt zu haben. Darum schaltete die Amtsstelle sogar den Staatsanwalt ein. In der Öffentlichkeit wurde kein Aufhebens davon gemacht, umso häufiger diskutierte man glücklicherweise über die Funde selbst. Nachgrabungen brachten neben den erwähnten Objekten weitere Knochen eines männlichen Skeletts, eine bronzene Keulenkopfnadel, eine bronzene Spirale, die vielleicht als Haarschmuck diente, und ein viertes Stäbchen, das sich als der vierte, ebenfalls abgebrochene Finger der Hand identifizieren liess, an den Tag. Die Bronzehand stellt nach gründlicher Untersuchung «die älteste bekannte anthropomorphe Bronzeplastik Europas und wahrscheinlich darüber hinaus dar» (Adriano Boschetti im Vorwort) und ist mit ihren 3400 Jahren eine echte archäologische Sensation (Boschetti).

Die inhaltlich reiche und hübsch aufgemachte Publikation rapportiert die Beschreibung, die ersten Untersuchungen und die Massnahmen zur Konservierung der Funde sowie den anlässlich eines Kolloquiums am 30. Oktober 2019 geführten Austausch unter Fachleuten des Archäologischen Dienstes und des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern. Weiter werden die Funde in mehreren Beiträgen in die Kulturlandschaft ihrer Zeit eingeordnet. Dabei sprengt ein Beitrag den europäischen Raum und fasst den Vorderen Orient mit ins Auge. In den Band über die 2017 gemachten Funde eingerückt ist auch ein Beitrag von Elena Prado über weitere bronzezeitliche Funde auf dem Plateau de Diesse.

Mit der Publikation erhielten die Funde schnell den ihnen gebührenden Platz in der wissenschaftlichen Diskussion und in der Öffentlichkeit. Sie verstärken den Eindruck, dass das Berner Land mit den Funden auf dem Schnidejoch 2003, des Oppidums in Roggwil 2008 und der spätbronzezeitlichen Siedlungen im Thunersee 2014/15 eine an Spuren aus vorgeschichtlicher Zeit reiche Erde ist.

Aus der Publikation geht eindrücklich hervor, wie gross ein Team, das sich auch aus Fachleuten der Nachbardisziplinen zusammensetzt, sein muss, damit es so alte Funde in den richtigen Kontext stellen kann. So konnte die Archäometallurgie helfen, die Zusammensetzung der Metallfunde zu klären und Mutmassungen zur Herkunft der Rohstoffe anzustellen, das LARA-Labor des Departements für Chemie und Biochemie dazu beitragen, den Klebstoff, mit dem das Goldblecharmband auf der Hand festgemacht war, zu identifizieren und zu datieren, und das Institut für Rechtsmedizin mit seinen Methoden und Geräten bald einmal sagen, dass es sich beim Begrabenen um einen Mann im Alter zwischen 25 und 45 Jahren handelte. Andere wissenschaftliche Disziplinen trugen ihren Teil bei, um das Umfeld, in dem der Mann gelebt haben könnte, zu skizzieren. Die Erkenntnisse rund um den Fund passen zu dem, was man von der mittleren Bronzezeit bereits weiss. Zu klären gilt es aber noch, warum dem Mann eine so reiche Beigabe mit ins Grab gegeben wurde und nicht ein Beil, wie man es erwartet hätte, wenn es denn nicht von den Ersten auf der Fundstätte entfernt worden ist. Fragen, auf die man Antworten zu finden hofft, wurden bereits gestellt, und um die Fundstelle von Prêles, Les Combettes (der Name der Flur) wurde eine grosse archäologische Verdachtsfläche definiert, innerhalb deren künftig alle Bodeneingriffe archäologisch begleitet werden.

Zitierweise:
Thut, Walter: Rezension zu: Schaer, Andrea et al.: Das bronzezeitliche Grab und die Bronzehand von Prêles. Ergebnisse der Table ronde vom 30. Oktober 2019 in Bern. (Hefte zur Archäologie im Kanton Bern, Bd. 8). Bern 2021. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 84 Nr. 4, 2022, S. 70-71.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 84 Nr. 4, 2022, S. 70-71.

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